Estlands starke Stimmen: Leelokoor Sõsarõ


Freitag, 9.5., 20:00, Theater: Estlands starke Stimmen mit Leelokoor Sõsarõ und Iiris (Pop/Rock)

Dieser Chor ist ein Erlebnis. Während unsere Chortradition den glatten, klaren Gesang als schön empfindet, geht es beim setukesischen Ethno-Roots Chor Sõsarõ um Intensität und Reibungsenergie zwischen den Stimmen. Dieser Powergesang riss die Besucher des letzten Schleswig-Holstein Musikfestivals dermaßen vom Hocker, dass sie das Ensemble als großen Überraschungserfolg bejubelten.
Der setukesische Volksliedchor Sõsarõ (Schwestern) wurde 1973 gegründet, wobei ihm durch die Jahre Leiter mit ethnographischen, folkloristischen, geschichtewissenschaftlichen oder musikpädagogischem Hintergrund vorstanden. Seit 2010 leitet die ursprünglich aus Setomaa stammende Museumsmitarbeiterin Elvi Nassar den Chor.
Setomaa ist der südöstliche Teil der Estnischen Republik, wo orthodoxe Esten, die Setukesen, leben. Die Staatsgrenze, die 1944 zwischen der Russischen SFSR und der Estnischen SSR gezogen wurde, teilte Setomaa in zwei Teile. 1993 bestimmte die Russische Föderation einseitig dieselbe Linie als Grenzlinie zwischen ihr und der Estnischen Republik. Das führte zu verschiedenen schmerzlichen Problemen unter der setukesischen Bevölkerung, zum Beispiel geteilte Gemeinden, Verwandte und Besitztümer auf der anderen Seite der Staatsgrenze, etc. Heutzutage sprechen etwa 5000 Menschen Setukesisch.
Leelo ist der stabreimende Volksgesang der Setukesen, bei dem eine Sängerin die Worte improvisiert, die der Chor dann wiederholt, während ein Chormitglied eine höhere Stimme singt. Die berühmtesten Sängerinnen konnten bis zu 10 000-20 000 Reime singen und bekamen somit den Titel „Liedmutter“ verliehen. Seit September 2009 gehört der setukesische Leelo-Gesang zur UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit.
Die Sängerinnen des Sõsarõ-Chors sind Setukesinnen und deren in Tallinn lebenden Nachkommen. Das Ziel des Chors ist, authentischen Leelo-Gesang zu bewahren, die Instrumentalität und ethnischen Wurzeln der Setukesen. Zur Zeit besteht der Chor aus 14 Sängerinnen, von denen zwei die russische Ziehharmonika spielen. Seit 1973 trat der Chor in Deutschland, Finnland, Schweden, Belgien, Russland und der Ukraine auf.
Das Repertoire des Sõsarõ-Chors basiert auf authentischem setukesischem Leelo. Etwa 150 Lieder, vierzehn Spiele und neun Volkstänze wurden über die Jahre auf verschiedenen öffentlichen Veranstaltungen vorgetragen. Die Vergangenheit ist grundlegend für die Chorsänger – die älteren Generationen haben die Lieder ihrer Mütter und Großmütter bewahrt, die jüngeren lernen von den älteren und nutzen ebenso die überlieferten Stoffe.Sõsarõs zweite CD „Come Up To the Hill, Sister“ (2009) enthält einen Teil des Repertoires: Lieder von Fastnacht und Ostern, Familienfeiern, Alltagsleben, etc.

Unterstützt vom Estnischen Kulturministerium (Setumaa Cultural Programme/Estonian Culture in the World), The Cultural Endowment of Estonia sowie der Botschaft von Estland

www.leelokoor.ee