Finnlands Geist der Wildnis als melodische Jazzsinfonie – Nordischer Klang 2014 startet mit Deutschland-Premiere von Heikki Sarmantos „Suomi“


Juhani Aaltonen, sax, fl; Heikki Sarmanto (Foto: Boy Hulden), comp, p; Pekka Sarmanto

Die Eröffnung ist unter Dach und Fach. Wenn am 2. Mai 2014 der Nordische Klang im Theater eingeläutet wird, geschieht das mit kaum zu überbietender Opulenz und musikalischer Schönheit. Aus Anlass der diesjährigen finnischen Schirmherrschaft spielt das Philharmonische Orchester Vorpommern unter Leitung von GMD Golo Berg die Deutschland-Premiere des sinfonischen Jazz Poems „Suomi“ (zu Deutsch: „Finnland“) von Heikki Sarmanto. Der Komponist wirkt bei dieser Aufführung am Klavier mit.

Das 1983 komponierte, achtsätzige Werk für großes Orchester und Jazz Combo erlebte seine Uraufführung 1988 in der New Yorker Carnegie Hall mit dem New York Pops Orchestra. In ausladender, jazzig-romantischer Tonsprache beschreibt es Himmel, Wälder, Seen, die Felsen, das wachsende Korn und den Geist der Wildnis des Ostsee-Landes. Komponist Sarmanto improvisiert dazu am Klavier. „’Suomi‘ ist mein Glaubensbekenntnis, ein Huldigung des Schöpfers und eine Liebeserklärung an unser Heimatland, aus dem wir unsere Kraft gewinnen“, schreibt er im Vorwort der Partitur.

Mit dabei in Greifswald ist auch der Starsaxophnist der New Yorker Aufführung: Juhani Aaltonen. Seit über fünf Jahrzehnten zählt der 79-Jährige zu den beeindruckendsten Musikern der finnischen Jazzszene. Als er 1961 ein Konzert mit John Coltrane und Eric Dolphy hörte, fand er zu seinem feierlichen, hymnischen Sound. Aber auch Sarmanto verdankt er viel: „Heikki ist ein großer Romantiker, ein Meister der Melodie, der mir geholfen hat, gerade diesen Aspekt in meinem eigenen Spiel zu betonen“, beschreibt er den Komponisten. Kaum ein Saxophonist kann so gut wie Aaltonen den strahlenden Jubel ausdrücken – von Balladentiefe bis Sambatänzeln –, der „Suomi“ durchwebt.

Als Bassist der Aufführung kommt Pekka Sarmanto nach Greifswald – ein Musiker, der mit vielen Jazzlegenden gespielt hat. Auch auf dem international wohl bekanntesten Jazzalbum, das in Finnland entstanden ist, wirkte er mit: Dizzy Gillespie und Arturo Sandovals „To A Finland Station“ (1982).

Für den zweiten Teil des Abends konnte mit dem schwedischen Posaunisten Nils Landgren einer der bei uns beliebtesten Jazzer als Solist gewonnen werden. Der Mann mit dem funky Horn und dem sanften Gesang stellt zusammen mit dem Philharmonischen Orchester Vorpommern in der Einstudierung von Golo Berg sinfonische Arrangements von beliebten Songs aus seinem Repertoire vor. 2012 bescherte er dem Nordischen Klang, damals mit der NDR Bigband, ein ausverkauftes Theater.