
Aufgrund von COVID-19 sind Ihr Hotel und Ihr Geschäft geschlossen. Wie gehen Sie damit um, und welche Lösungen haben Sie gefunden?
Während der Schließzeit war es möglich, auf Bestellung und Absprache Produkte abzuholen oder geliefert zu bekommen. Zahlreiche treue Kunden und Freunde haben davon Gebrauch gemacht und mich mit ihren Käufen unterstützt. Das Geschäft hat seit dem 20. April wieder geöffnet. Die Möglichkeit, Einkäufe zu tätigen wurde zuerst nur zögerlich angenommen, Tag für Tag schauen jetzt jedoch mehr Stammkunden rein und freuen sich über die vielen schönen Produkte, welche jetzt zum Frühjahr neu eingetroffen sind. Wir vermissen natürlich die Touristen, es wird somit nicht so schnell möglich sein, die Umsätze vom letzten Jahr zu generieren.
Im Hôtel Galerie sieht es noch schwieriger aus. Es ist nicht abzusehen, wann wir wieder einen normalen Hotelbetrieb führen können. Zur Zeit dürfen ausschließlich Geschäftsleute bei uns übernachten, und da nach wie vor zahlreiche Unternehmen keine Dienstreisen genehmigen, ist die Belegung minimal. Es fehlen die Festivalgäste, Tagungsteilnehmer und natürlich die Touristen.
Wie lange betreiben Sie Ihr Ladengeschäft schon, und was hat Sie inspiriert ein Geschäft zu den Themen Kunst, Design, Kulinarischem und Lifestyle zu eröffnen?
Ich habe das Geschäft im Dezember 2015 direkt neben dem Hotel in der Mühlenstraße eröffnet. Der Raum war frei geworden, die Aura und der Zuschnitt hatten mir schon immer gut gefallen, so dass ich sehr spontan den Entschluss gefasst habe, schöne Dinge darin zu präsentieren.
Im Mai 2019 bin ich dann zum Fischmarkt umgezogen. Zu diesem Entscheid hat maßgeblich auch der abgetrennte Raum beigetragen, der mir die Möglichkeit gibt, Kunst gesondert vom restlichen Angebot zu präsentieren. Dass sich die Ausstellungen nun auch öfters bis in den Verkaufsraum ausbreiten, war nicht angedacht, gefällt mir aber auch gut.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Ginverkostungen anzubieten, und haben Sie einen persönlichen Lieblingsgin?
Der Vorschlag Ginverkostungen anzubieten kam glaube ich von meinen damaligen studentischen Mitarbeiterinnen. Wir hatten gemeinsam festgestellt, dass es Kunden schwer fiel, sich aus der großen Auswahl von Ginsorten, die sie nicht kannten, für einen zu entscheiden.
Im Moment ist der Monastic Dry Gin, der ‚Gin der Stille‘, mein Favorit. Dieser Gin entspringt klösterlichen Mauern und wird in einem Zisterzienserkloster in Bochum hergestellt. Pater Justinus, der Schöpfer dieses wunderbaren Getränkes, war vor einigen Wochen bei uns im Geschäft und hat uns mit seinen Erzählungen hinter die Mauern des Klosters geführt.
Warum haben Sie ihr Geschäft in Greifswald eröffnet und was gefällt Ihnen in/an Greifswald?
Die Entscheidung für Greifswald habe ich vor über 20 Jahren aus privaten Gründen getroffen. Greifswald ist in all den Jahren zu meinem Zuhause geworden, einheimische und zugereiste Bewohner sowie die Besucher dieser Stadt sind Teil meines Lebens. Ohne meine Familie, meine Freunde und Mitarbeiter fehlte mir etwas Wichtiges, weshalb ich mich immer wieder für Greifswald entscheiden würde.
Meine Freizeit wird bereichert durch das für eine Stadt dieser Größe außergewöhnlich breite Angebot an kulturellen Angeboten. Ich denke da an den Nordischen Klang, die Bachwoche, den Polenmarkt, die Lesungen im Wolfgang Koeppenhaus, die Sommerkonzerte im Hof des St. Spiritus und das breit gefächerte Angebot des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs.
Wenn ich es dann noch ab und zu an einen der kilometerlangen, weißen Sandstrände schaffe und der Wind mir den Kopf frei pustet, weiß ich wirklich nicht, wo ich lieber sein würde.
Wie reagieren die Hotelgäste auf das Konzept auch im Hotel Kunst auszustellen?
Die im Hotel plazierten Kunstwerke sind nicht als Ausstellung gedacht, sondern gehören zur Ausstattung wie Bett, Tisch, Stuhl usw. Sie waren von Anfang an ein Teil des Konzeptes und haben dem Hôtel Galerie auch seinen Namen gegeben. Die Werke kommen als Leihgabe von der Galerie Schwarz. Ab und zu wird eine Arbeit verkauft oder kommt in eine Ausstellung und wird dann ersetzt. Kunstaffine Hotelgäste bemerken solche kleinen Veränderungen, was das Team vom Hotel natürlich freut.
Haben Sie schon Veranstaltungen vom Nordischen Klang besucht, und welche ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Ich denke, dass es nicht übertrieben ist, wenn ich sage, dass ich in den letzten zwanzig Jahren zwischen 50 und 100 Veranstaltungen des Nordischen Klangs besucht habe. Frithjof Strauß gelingt es immer wieder, uns mit ungewohnten Klangwelten und virtuosen Musikern zu überraschen. Da jemanden hervorzuheben, wäre nicht gerecht.
Was für Musik hören Sie gerade am liebsten?
COVID-19 bringt mit sich, dass ich mehr Zeit zur Muße habe und diese nutze ich gerne um Konzerte der jungen großartigen Cellistin Harriet Krijgh anzuhören. Ich hatte das Glück, sie letztes Jahr bei einigen Livekonzerten zu erleben, und ihr beseeltes Spiel hat mich tief beeindruckt. Die holländische Künstlerin hat letztes Jahr als Gast der Festspiele Mecklenburg Vorpommern bei uns im Hotel gewohnt, und sie hat mich auch mit ihrer natürlichen Herzlichkeit und Bescheidenheit als außergewöhnliche Persönlichkeit tief beeindruckt.
Ansonsten höre ich auch gerne den Gitarristen Paco de Lucia, damit pflege ich meine Liebe zu Spanien oder französisch/belgische Chansoniers wie Jacques Brel , Georges Brassens u.a..
Beim Nachdenken über Ihre Frage, fällt mir auf, dass ich auch vermehrt wieder Lust auf die Musik von Zucchero habe, dessen Live-Konzert in M-V ich leider letztes Jahr verpasst habe.
‚Wenn Sie eine Band zum Nordischen Klang einladen könnten, welche wäre das und warum?
Nils Landgren Funk Unit – einfach großartig! Wenn diese Formation beim Nokl 2021 auftreten würden, wäre es das perfekte Geschenk zum runden Geburtstag eines sehr guten Freundes.
Haben Sie eine persönliche Verbindung zu den Nordischen Ländern?
Als Schweizerin lagen mir in der ersten Hälfte meines Lebens südeuropäische Länder näher als die Nordischen Länder. Seitdem ich in Greifswald lebe, hat sich dies auch wegen und mit dem Nordischen Klang verändert. Persönliche/Verwandtschaftliche Verbindungen gibt es jedoch keine.
Worauf kann man sich in ihrem Geschäft freuen, wenn es wieder geöffnet hat?
Da wir die Ausstellung der jungen in Greifswald lebenden Fotografin Charleen Dahms schon kurz nach der Eröffnung schließen mussten, werden wir ihre Werke noch bis Ende Mai zeigen
Die für den Nordischen Klang geplante Ausstellung mit dem dänischen Maler und Zeichner Ken Denning habe ich in Absprache mit dem Künstler auf das Jahr 2021 verschoben.
(Interview: Katharina Hemmer)