q3_collective: Nanook of the North – Stummfilm mit Live-Musik

Mittwoch, 10.5., 21:00, Kulturzentrum St. Spiritus, 12/8 €

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„Nanook of the North“ (USA 1922) ist die Chronik von einem Sommer bis zum darauffolgenden Winter des strengen Alltags des Eskimos Nanook und seiner Familie, in einer Siedlung an der Küste der Hudson Bay. Es ist das erste und grundlegende Beispiel von Dokumentarfilm der Filmgeschichte, das weltweiten Erfolg erhielt und tiefen Einfluss auf spätere Filmemacher ausübte. Halbwegs zwischen Anthropologie und Didaktik, mit Laienschauspielern und der finanziellen Unterstützung des französischen Pelzhändlers Revillon Frères auf zwei Akeley Kameras gedreht, bringt der Abenteurer Robert Flaherty während zwei Jahren langer Pilgerungen zum Polarkreis (1920-21) unter den kältesten und strengsten Bedingungen die Dreharbeiten fertig. „Nanook of the North“ ist ein Werk, das die Zuschauer stets fasziniert: Flaherty filmte die Eskimos aus solch ehrlichem Interesse, dass er ihnen die gedrehten Szenen projizierte, um mit ihnen zusammen über die Schnittfolge bestimmen zu können. Ohne jegliche Spur von Exotik offenbart Flaherty die Züge einer Zivilisation, die eine eigene Technologie aufweist, die fachkundig für ihre Bedürfnisse aufkommt und mutig den Strapazen, die sie befällt, entgegentritt. Die Konfrontation zwischen Mensch und Natur wird zu einer andauernden Anerkennung der Würde von beiden.

q3 entschloss sich für „Nanook of the North“ 80 Minuten neue Musik zu komponieren, die das übliche Klangspektrum des Trios mit den Rhythmen und Klängen von Drum’n’Bass erweitert. Folgend Versionen mit Multi-Instrumentalist Max De Aloe und Stargitarristen Kurt Rosenwinkel, bringt die Klangvielfalt heute in erster Linie Pianist Oliver Illi herbei. Den künstlerischen und historischen Wert des Filmes berücksichtigend wurde die neue Tonspur alleine als musikalischen Kommentar zu den Bildern bestimmt, mit dem einzigen Anspruch die Gefühle, die in den aussergewöhnlichen Bildaufnahmen hervorgerufen werden, zu unterstützen. Das Ergebnis ist eine Folge von Themen, die sich in einer sorgfältigen Struktur abwickeln, die versucht diejenigen des Filmes nachzubilden.

q3 ist ein Musikkollektiv, das 2004 von den drei Schweiz-Amerikanischen Musikerbrüdern Nolan (tp), Simon (b) und Brian Quinn (dr) gegründet wurde. Ursprünglich erzielte das Trio über die Landesgrenzen sofortige Anerkennung durch seine geschickte Melange von Jazz und Drum ’n’ Bass-Musik. Es veröffentlichte wiederholt Audio- und Videoproduktionen, trat in ganz Europa auf und wurde mit verschiedenen Jazz-Preisen ausgezeichnet. 2008 entwickelte es sich in das aktuelle Kollektiv, das mit u.a. Kurt Rosenwinkel, Bill Carrothers, Olivier Ker Ourio, Tino Tracanna, Taavo Remmel zusammenarbeitete. Bei ihrem Greifswalder Auftritt spielt der Schweizer Pianist Oliver Illi zusammen mit q3.

Fotos: ©Christian Schumacher