Ausstellungseröffnung: Antud Ruum/Given Space (1999 – 2007) – Fotografien von Arne Maasik

Freitag, 5.5., 19:30, Theater Foyer, Eintritt frei

Der estnische Fotograf Arne Maasik (*1971), der in Tallinn lebt und arbeitet, zeigt seine großformatigen Fotografien zum ersten Mal in Greifswald. Zuletzt waren seine Werke unter anderem in erfolgreichen Ausstellungen im Museo del Vittorianos in Rom sowie in der Botschaft von Estland in Berlin zu sehen.
Ausgebildet als Architekt an der Akademie der Künste in Tallinn, ist Arne Maasik in der estnischen Kunstszene heute vor allem als Fotograf bekann. Er gilt als Perfektionist in Technik und Bildkomposition, und sein metaphysischer Ansatz als in der estnischen Fotografie einzigartig.
„Das Studium der Architektur war entscheidend für seine Prägung als Künstler. Sie bedeutete für ihn eine Notwendigkeit auf dem Weg zu früher künstlerischer Reife. (…) Wir sehen ein Terrain, das Maasiks Auge abgetastet hat, um all dessen Schätze in Form, Raum und Zeit durch Myriaden unerzählter Geschichten freizulegen“, schrieb der italienische Architekt Giuseppe Provenzano im Katalog zu Maasiks Personalausstellung im Museo del Vittoriano.

Maasik schätzt große Maßstäbe ebenso wie Details, Dichte und Tiefe, Authentizität und Natürlichkeit, Ordnung und Wildwuchs und alles dies in Kombination. Auf die eine oder andere Weise beschäftigen sich die beiden Serien, aus denen die Exponate für diese Ausstellung ausgewählt wurden, mit diesen Kategorien und ergänzen einander in ihrer Gegenüberstellung.

Die Serie „NYC“ dokumentiert New York in Panoramafotos aus der Vogelperspektive – eine fasziniende Weise den quasi-anarchischen Großstadtdschungel zu fixieren. Daneben lässt der Wirrwarr der Gebüsche aus der Serie „Tangles“ keinen Zweifel daran, dass solcherlei chaotische Strukturen in der Natur umso stärker zutage treten. Das labyrinthische Wesen von Metropole und Gestrüpp wird durch die Schwarzweißfotografie mit ihrer Konturschärfe, Körperlichkeit und räumlichen Tiefe noch betont. Die Äste und Zweige sind wie Straßen, die Häuser wie verdichtete, wuchtige Gebüsche: Natur ist Kunst, und Kunst ist Natur.

Für mich sind die Fotos von New York wie einzelne wunderschöne Filmstills. Das ist film noir – Einsamkeit und Nostalgie zugleich. Maasik fotografiert etwas Metaphysisches, oder anders gesagt: seine Arbeiten lassen sich als fotografische Metaphysik definieren. Diese Bilder sind aufgeladen mit Kraft.

Harry Liivrand (Kunsthistoriker und Kurator)

 

(Fotos: Arne Maasik)