Die schwarzen Papiere – Lesung der jungen finnischen Autorin.
Mittwoch, 11.5. 18:00, Stadtbibliothek, 5/3€
„Lieber Luc, diesen Brief schrieb ich dir, als du noch nicht lesen konntest“, so beginnt der erste einer Serie von Briefen, die Ann Miel in Maija Muinonens Roman Mustat paperit (Die schwarzen Papiere) an ihren kleinen Sohn schreibt. Diese Anfangszeile steht programmatisch für die Idee des Buches: ein Briefroman – aber einer, der das Genre in besonderer Weise neu beleuchtet. Denn es sind Briefe einer Mutter, die weiß, dass sie in Kürze sterben wird, und sie richten sich in die Zukunft. Ann Miel malt sich das Leben ihres Sohnes aus und driftet dabei immer mehr vom Beschreiben ins Vorschreiben ab. Der Adressat der Briefe bleibt stumm, und dennoch lernen wir auch ihn in dieser Fiktion seines Lebens kennen.
Wer ist die junge finnische Autorin, die sich für ihren ersten Roman eine so feine, gleichermaßen sensible wie intrikate Konstruktion ausgedacht hat? Maija Muinonen wurde 1983 in Greifswalds Partnerstadt Kotka geboren und studierte Literaturwissenschaft und theoretische Philosophie in Helsinki. Doch darf man sich die Autorin wie auch ihre Literatur keinesfalls als einseitig introspektiv-vergeistigt vorstellen. Hinter der zurückhaltenden Erscheinung des Textes und der geschliffenen Sprache lauert eine treffsichere Intuition für dramaturgische Zuspitzungen, die auf Maija Muinonens Leidenschaft für das Theater zurückgeht. Sie spielte selbst viele Jahre im renommierten Studententheater in Helsinki, schrieb Bühnentexte und konzipierte Performances.
Für Mustat Paperit, ein Buch, das von der Kritik als reif, artistisch und mutig beschrieben wurde, erhielt Maija Muinonen den Kalevi-Jäntti-Preis 2013.
Den Abend moderieren wird der Komponist und Fennist Benjamin Schweitzer, der ebenso wie die Autorin im letzten Jahr als einer der Stipendiaten vom Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf eingeladen war. Die nun vorgetragenen Übersetzungen gehen auf die während dieses Arbeitsaufenthalts entstandene Zusammenarbeit zurück. (Foto: Heini Lehväslaiho)