MI 8.5., 20:00, St. Jacobi, Eintritt 12/8 €, KlangKarte 5 €
131 Jahren nach ihrem Entstehen erleben wir die Welterstaufführung einer der beeindruckendsten Vertonungen nach Henrik Ibsen – in der deutschsprachigen Originalfassung. Der britische Komponist Frederick Delius (1862-1934), Sohn deutschstämmiger Eltern, studierte zwei Jahre am Leipziger Konservatorium. Dort freundete er sich mit Edvard Grieg an, der ihm das Werk Henrik Ibsens näherbrachte. Besonders faszinierte Delius dessen langes erzählendes Gedicht „Auf dem Hochgebirge“ (1860, „Paa Vidderne“), das er in der freien Übersetzung von Ludwig (auch Louis) Passarge kennenlernte. Es handelt von einem jungen Mann aus dem Tal, der Mädchen und Mutter inniglich liebt. Als er sich eines Tages zur Jagd ins Hochgebirge begibt, begegnet er dort einem mysteriösen Wildschütz, der ihn dazu verführt, dem irdischen Treiben im Tal abzuschwören, um in ästhetisch-spiritueller Lebenshaltung in den Bergen zu verharren. Von oben sieht er, wie im Tal die Mutter in ihrem Haus verbrennt und seine Geliebte einen anderen Mann heiratet, was er in seiner Abgehobenheit als kunstsinnige Visionen erlebt. In dieser dichterischen Auseinandersetzung mit dem Existenzialismus’ Kierkegaards und in Nähe zu Nietzsches Lebensphilosophie sah Delius seine eigene Entscheidung zum Künstlertum gespiegelt. 1888 vollendete er eine musikalische Interpretation des Gedichts in einem 40-minütigen Melodram – einer sinfonischen Dichtung, die zur Rezitation des Textes erklingt. Die erste Aufführung des Werkes erfolgte erst 1981 auf Veranlassung des norwegischen Fernsehens zu Ibsens originalsprachlichem Text. Ab 1984 folgten Konzerte in Großbritannien in einer englischen Übersetzung aus dem von Ibsen geschriebenen norwegischen Dänisch. Dank des Greifwalder UniversitätsSinfonieOrchesters unter der Leitung von Harald Braun und mit der Rezitation des Schauspielers Christian Holm, der am Theater Vorpommern bereits in der Hauptrolle zu Ibsens „Peer Gynt“ brillierte, verschmelzen majestätische Sinfonik und die deutschsprachigen Prosodie der Originalkomposition.
Zu Beginn des Abends erklingt Edvard Griegs beliebte Suite „Aus Holbergs Zeit“. Ursprünglich ein Klavierwerk wurde sie von ihm selbst später in eine Orchesterversion umgeschrieben, womit sie erst weithin bekannt wurde. Grieg komponierte die Suite zum 200. Geburtstag des dänisch-norwegischen Dichters Ludwig Holberg im Jahr 1884. Er verwendete dafür einen für Holbergs Zeit typischen höfischen Tanzstil, den er mit dem neoklassizistischen Stil seiner eigenen Zeit verband. (Bilder: J.C. Dahl, Lyshornert bei Bergen, 1836, Nationalgalerie Oslo, Wikimedia Commons; Frederick Delius, Leipzig 1888, © The Delius Society)