CD-REZENSION: LOW-FlY QUINTET

Covergrafik: Losen Records

Low-Fly Quintet
Winter Love Song
Losen Records

Unter den Jazzsängerinnen gibt es nur wenige, die so stark die Stilistik der 1930er Jahre verinnerlicht haben wie Camilla Tømta aus Hamar in Norwegen. Nicht nur, dass sie Jazz Standards aus dieser Zeit interpretiert; sie hat jetzt auch ein ganzes Album mit von ihr selbst neu geschriebenen catchy Swingsongs im Retrostil herausgegeben, heiter und berührend. Dabei lässt sich ihre stark akzentuierende Sopranstimme wohl am ehesten mit der von Mildred Bailey – der allzu schnell vergessenen – vergleichen: eine Stimme, die in Tonlage, Vibrato und Phrasierung zwischen Ella Fitzgerald und Billie Holiday pendelt. Ihre Band besteht aus einer Rhythmusgruppe mit Ole Gjøstøl am Klavier, der seine Improvisationen in träumerisch singender Klarheit ausmalt. Sein Stil erinnert an den schwedischen Folklorejazzpionier, den Pianisten Jan Johansson. Dazu kommt ein Cello, gespielt von der klassisch ausgebildeten Siri Snortheim, das eben nicht als Ersatz von Bläserakkompagnement konzipiert ist, sondern eine für den Swing ungewöhnliche, harmoniestützende Streicherbegleitung ergänzt. Den Bass spielt Uri Sala und die Drums Skjalg Lidsheim. Eine schöne Möglichkeit des Swing für unsere Zeit.

(Text: Frithjof Strauß / Jazz Podium)