DO 4.5., 18:00, St. Spiritus, Ausstellungseröffnung mit Einführungsvortrag von Zdeněk Lyčka, Eintritt frei (bis 2.6.2023)
Die Ausstellung zeigt Buchillustrationen und Gemäldereproduktionen von Julius Payer, dem größten Polarforscher aus dem heutigen Tschechien und dem berühmtesten Maler der Polarlandschaften im Allgemeinen. Gezeigt werden Illustrationen zu der österreichisch-ungarischen Nordpolexpedition in den Jahren 1872-74 sowie Skizzen zu der Deutschen Arktischen Expedition an die Ostküste Grönlands.
Julius Payer (1841-1915) wurde in Teplice-Šanov (Teplitz-Schönau) im Königreich Böhmen geboren. Während seiner Zeit in der österreichischen Infanterie in Tirol unternahm er einige Erstbesteigungen verschiedener Alpengipfel und wurde zu einem ausgezeichneten Topograf. In dieser Funktion nahm er 1869/70 an der Zweiten Deutschen Nordpolar-Expedition mit dem Dampfer Germania nach Ostgrönland teil. Payer konnte dort Schlittenfahrten entlang der grönländischen Küste, den Fjorden und auf dem Festland unternehmen und dort die Geographie und die Natur studieren und kartieren. Dort konnte er auch zusehen, wie das Begleitschiff der Germania im Packeis stecken blieb und zerquetscht wurde.
Trotzdem, oder vielleicht genau deswegen, kehrte Julius Payer immer wieder in die Polarregion zurück, unter anderem mit der Österreichisch-Ungarischen Nordpolexpedition in den Jahren 1872-74. Bereits vier Monate nachdem das Expeditionsschiff Admiral Tegetthoff zu seinem Ziel, dem Nordpol, ausgelaufen war, wurde es dauerhaft im Eis eingeschlossen und trieb unkontrolliert durch den Arktischen Ozean, der Wucht von Wind und Meeresströmungen ausgeliefert. Zufällig stießen Payer und die Besatzung auf neues Land, die Inselgruppe der sie den Namen Franz-Josef-Land gaben.
Zwei Winter verbrachte die Besatzung auf dem eingeschlossenen Schiff, konnte in dieser Zeit aber mit Schlitten die Inselgruppe erkunden, sodass Julius Payer am 12. April 1874 Kap Fligely, den nördlichsten Punkt Eurasiens, erreichen konnten. Schließlich entschloss sich die Expeditionsleitung, die Admiral Tegetthoff im Packeis zurückzulassen und sich mit Schlitten und Booten auf den Rückweg in den Süden zu machen – eine schwere Entscheidung, die durch die harschen Konditionen immer wieder herausgefordert wurde und zu einer dramatischen Szene führte, die Payer auch in dem Ölgemälde Nie zurück festhielt.
Im August 1874, nach drei Monaten konstanten Hungers und Kälte, wurde die Besatzung vor der Küste von Nowaja Semlja aufgefunden. Sie hatte nur ein Mitglied verloren und wurden laut zeitgenössischer Berichterstattung einen Monat später von einer Viertelmillion Menschen am Wiener Bahnhof in Empfang genommen. Julius Payer wurde in den Adelstand erhoben.
Die Ausstellung wird vom Polarforscher und Schriftsteller Zdeněk Lyčka mit einem Vortrag eröffnet. Der ehemalige Botschafter der Tschechischen Republik in Dänemark ist nicht nur ein renommierter Wissenschaftler und Übersetzer, sondern hat unter anderem selbst am Arctic Circle Race teilgenommen und Grönland auf Skiern durchquert.