Lebenswerte Stadt
Die Ausstellung ist vom 1.4. bis 3.6. in der Zentralen Universitätsbibliothek zu sehen. Am Donnerstag, 8.5. um 17:00 findet eine Podiumsdiskussion u.a. mit Birgitte Tovborg Jensen (Kgl. Dänische Botschaft) und Leon Legeland (Gehl Architects, Kopenhagen) statt mit anschließender Führung durch die Ausstellung.
Ohne Bürger:innen, keine Stadt. Gleichzeitig müssen Städte sich für die Zukunft rüsten und nachhaltiger werden. Doch wie kann die Stadt für alle lebenswert gestaltet werden? Wie das aussehen kann, stellt die Wanderausstellung der Kgl. Dänischen Botschaft anhand von 28 Beispielen aus Dänemark vor. Sie zeigt eine Reihe gelungener Beispiele von Architektur und Städteplanung in Dänemark und wirft bewusst einen Blick auf Projekte außerhalb der größten Städte, die oft genug die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ergänzt wird die Ausstellung durch Interviews und filmische Eindrücke der Projekte. Als Kaleidoskop ganz unterschiedlicher Projekte will die Ausstellung gleichzeitig auch eine Anregung zur Diskussion sein: Was macht eigentlich die lebenswerte Stadt aus, für wen bauen wir und wer darf und kann mitmachen?
Aus Protest gegen die zumeist öden Flächen zwischen den tristen Wohnblocks im Kopenhagener Vorort Høje Gladsaxe baute der dänische Architekt und Stadtplaner Jan Gehl 1969 mit Gleichgesinnten über Nacht einen Spielplatz dazwischen. Eine wahre urbane Guerilla-Aktion, die einen kleinen Eingriff in die Stadt darstellte, aber einen weitreichenden Impuls für die dänische Stadtenwicklungsdebatte gab. Die Philosophie von Jan Gehl, die er in seinen Standardwerken „Leben zwischen Häusern“ und „Städte für Menschen“ vermittelt, hat Maßstäbe gesetzt. Es ging ihm um die Förderung des sozialen Miteinanders in der Stadt und den Respekt für die Bedürfnisse der Menschen. Dänische Architekt:innen und Stadtplaner:innen messen sich spätestens seitdem an diesen Leitsätzen und überlegen sich, wie der gebaute Rahmen für Lebensqualität aussehen könnte.
Eine Stadt besteht nicht nur aus Häusern, sondern wird erst eine Stadt, wenn es Leben zwischen den Häusern gibt. Wie plant und baut man dafür? Seit der Epoche der modernistischen Bausünden der 60er Jahre mit viel Platz für Autoverkehr, die auch an Dänemark nicht spurlos vorüberging, ist einiges geschehen. Städteplanung muss sich heute mit Korrekturen auseinandersetzen, wo Stadtzentren aussterben und wo Häfen nicht mehr industriell genutzt werden. Wie das gelingt, kann man in Svendborg auf Fünen erleben, wo ein lebendiges Hafenmilieu entsteht. Es geht auch um Begegnungen und Raum für Gemeinschaften.
Städteplanung muss aber auch mit Respekt für Nachhaltigkeit und mit Blick auf Klimaveränderungen geschehen. Nicht nur um des Planetens willen, sondern weil ganz konkret Überschwemmungen drohen. Wie Maßnahmen zur Klimaanpassung gleichzeitig Biodiversität fördern können, zeigt beispielsweise die blau-grüne Gartenstadt Kokkedal und auch das Klimaquartier Skt. Kjelds in Kopenhagen. Dänemark rühmt sich ohne Zweifel mit einigen beeindruckenden Flagships der Architektur, aber die Frage, ob man immer neu bauen muss, stellen sich dänische Architekt:innen ebenfalls. Maltfabrikken in Ebeltoft, Polymeren auf Fünen oder das Streetmekka in Viborg zeigen, wie leerstehenden älteren Industriebauten neues Leben eingehaucht werden kann – übrigens oft auch auf Initiative der Bürger:innen selbst. Nicht zuletzt stellt sich die Frage, ob immer neu gebaut und eingegriffen werden muss. Nicht alles ist planbar und es gilt in manchen Fällen, die Stadt den Menschen zu überlassen und ihrer eigenen Art, die Stadt zu nutzen. Wie im Fall von Fjordbyen in Aalborg.
Die Ausstellung ist in sieben Themenbereiche mit jeweils vier Beispielen gegliedert: Recycelte Stadt, Die Bürger:innen und ihre Stadt, Freiräume und Stadtnatur, Stadt am Wasser, Stadt & Rad, Die nachhaltige Stadt sowie Stadt & Kinder. Weitere Informationen zur Ausstellung und zu den verschiedenen Themenbereichen finden Sie im Begleitflyer.
Bild: Fremtidens Havn