Lese\Kulturen – Lektürepraktiken im Norden vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart

© Lara Mahlau

MO 8.5., 9:00, Alfried Krupp Wissenschaftskolleg, Eintritt frei

Für die Geschichte des Lesens wird häufig das 18. Jahrhundert als Wendepunkt begriffen (Banki, Wittler 2020). Die einsetzende Alphabetisierung, die Expansion des Buchmarktes und die Entstehung der modernen Belletristik veränderten die Rahmenbedingungen von Lektüre nachhaltig. Heute findet erneut ein epochaler Einschnitt in den Lesepraktiken statt – wir lesen ständig und überall, oft in einem fragmentierten Neben- und Übereinander unterschiedlicher Formate: Von Büchern über Schilder, (Text-)Nachrichten, Emails, Untertitel, Blogs, Tweets bis hin zu Ankündigungstexten für Veranstaltungen.

Unsere Tagung stellt das Lesen als kulturelle Praktik in den Mittelpunkt und beleuchtet den Wandel der sozialen und kulturellen Faktoren, in welche Lesende eingebettet sind. Dabei steht die häufig vernachlässigte Frage nach den Rahmenbedingungen dieser Praktik im Zentrum: Wie, wo und mit wem lesen wir? Mit einem historischen Blick untersuchen wir Lesekulturen im Norden Europas und fragen nach der sich verändernden Ausformung von privatem und öffentlichem Lesen, (Un-)Möglichkeiten von Lektüre, vermeintlich nützlichen und gefährlichen Büchern sowie körperlichen und sinnlichen Dimensionen von Lektüre. Der Blick zurück eröffnet dabei die Möglichkeit, unser Lesen heute zu reflektieren und dessen Fragmentierung kritisch zu begleiten.

Programm

9:00     Begrüßung (Clemens Räthel)

9:20     Arne Segelke (Greifswald): Lesen und lesen lassen im vormodernen Greifswald

9:30     Tim Berndtsson (Uppsala): Läsning och promenader, promenader och läsning. Om bildning, konversationskultur och långtråkighet i Gustavianskt hovliv

10:10    Janke Klok (Groningen): Reisende prinsessers populære bøker og tidsskrifter

10:50   Kaffeepause

11:15    Katharina Müller (München): ‚Det som inte går an att läsa högt, det duger inte.‘ (Vor-) Lesepraktiken um 1900

11:55   Philipp Wagner (Wien): Literarische Öffentlichkeit ohne Lesen. Neubetrachtung des literarischen Ereignisses: Rifbjergs Lytterroman (1972)

12:30   Mittagspause

14:00   Anna Sandberg (Kopenhagen): Lesekultur in Dänemark im Schnittpunkt von Gesellschaft und Individuum. Eine aktuelle Perspektive.

14:40   Ann Steiner (Lund, digital): Intensiv och extensiv läsning. Om relationen mellan läsarter i tryckta och digitala medier

15:20   Kaffeepause

15:45   Sabine Meyer (Greifswald), Otto Fischer (Uppsala), Ralph Tuchtenhagen (Berlin): Gespräch über das Lesen

16:30   Ende

20:00   Nordic Voices Wenn ich einen Zauber könnte