Sámi cultures, Sámi challenges – Vortrag und Podiumsgespräch

Foto aus dem Film Eatnameamet – Our silent struggle © Anssi Kömi

MI, 10.5., 18:00, Alfried Krupp Wissenschaftskolleg, Eintritt frei

Die Sámi sind die Ureinwohner Nordeuropas, deren Sprachen einen eigenen Zweig innerhalb der finnisch-ugrischen Sprachen bilden. Ihr Siedlungsgebiet, Sápmi, erstreckt sich über den Norden von Norwegen, Schweden, Finnland und die russische Kola-Halbinsel. Die Rechte der Sámi auf ihr Siedlungsgebiet und ihre Kultur wurden historisch wenig beachtet, und die Sámi litten unter der Unterdrückungs- und Assimilationspolitik der Staaten. Die Gründungen der saamischen Parlamente in Norwegen, Schweden und Finnland gelten als wichtige Schritte zur politischen Repräsentation der nordischen Urbevölkerung. Dieses Jahr feiert das saamische Parlament, Sametinget, in Schweden sein 30-jähriges Bestehen, während das finnische Pendant dieses Jahr seinen 50. Geburtstag feiert – ein guter Anlass für den Nordischen Klang, 2023 einen saamischen Schwerpunkt zu präsentieren.

Das Podiumsgespräch thematisiert historische und aktuelle Aspekte des Kampfes der Sámi um ihre Rechte und schließt insbesondere für die Identifikation der Sámi wichtige Themen wie die Bewahrung des kulturellen Erbes, den Schutz vor Assimilationspolitik und den Umgang mit den Herausforderungen der Klimakatastrophe mit ein. Zum Auftakt der Veranstaltung wird Eeva-Kristiina Nylander vom Museum Europäischer Kulturen in Berlin Einblicke in ihre Arbeit geben.

Das Museum Europäischer Kulturen beherbergt eine der wichtigsten Sámi-Sammlungen außerhalb Nordeuropas. Die meisten Gegenstände wurden im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in die Sammlung eingebracht, in einer Zeit, die die indigenen saamischen Gemeinschaften als die Hochzeit des intra-europäischen Kolonialismus mit dazugehöriger Unterdrückung durch die norwegischen/schwedischen/finnischen/russischen Mehrheiten betrachten. Seit dem 1. Dezember 2022 wird die Sammlung u.a. zusammen mit Sámi-Forschenden, -Kunstschaffenden und anderen Fachleuten in dem Projekt „Die saamische Sammlung am Museum Europäischer Kulturen. Ein multiperspektivischer Ansatz zur Provenienzforschung“ näher erschlossen. Das international wegweisende und netzwerkbildende Vorhaben wird vom Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste unterstützt.

Eeva-Kristiina Nylander wird von ihrer Arbeit an diesem Projekt aber auch über Grundfragen der Provenienzforschung und Rückgabe saamischer Kulturgüter berichten. Im Anschluss an ihren Vortrag wird sich Dr. Nylander an dem Podiumsgespräch beteiligen. Weitere Teilnehmende sind Paul Kirschstein, der sich in seiner Doktorarbeit an der Universität Greifswald mit dem Bau des Alta-Staudamms in Nordnorwegen in den 70er Jahren und der daraus entstandenen saamischen Protestbewegung beschäftigt, sowie die Sámi-Aktivistin  und Produzentin des Films „Eatnameamet – Our silent struggle“ Emmi Nuorgam. Moderiert wird das Panel von Dr. Solveig Wang, die am Lehrstuhl für Nordische Geschichte an dem Projekt „Mission vor der Kolonialisierung – Eine Neubewertung des religiösen Kontakts in Grönland und Sápmi zwischen 1000 und 1700“ mitarbeitet.