Ein Saxophon spielender Schwan, ein Rentier mit einer Kantele und ein trommelnder Bär. Die Symbolik des diesjährigen Plakatmotivs ist keineswegs zufällig gewählt sondern repräsentiert die Schirmherrschaft Finnlands beim Nordischen Klang 2021. Doch was haben die Tiere eigentlich mit Finnland zu tun und warum haben sie einen so hohen Status? Ein großer Teil des nordischen Landes wird von Wäldern und Flüssen vereinnahmt, doch auch die Finninnen und Finnen selbst gelten und bezeichnen sich als sehr naturnahe Menschen. Kein Wunder also, dass sie nicht nur ein Nationaltier haben, sondern gleich sieben Nationalnatursymbole. Diese wurden von der Bevölkerung per Briefwahl in den 80er und 90er Jahren gekürt.

Seitdem ist der Singschwan der offizielle Nationalvogel Finnlands, doch schon vorher war er tief in der finnischen Geschichte und Kultur verankert. Bereits im Nationalepos Kalevala tritt er in Erscheinung, und auch beim bedeutendsten finnischen Komponisten Jean Sibelius fand der Singschwan immer wieder Einzug in dessen Werke. Auch heute noch ist der Vogel ein beliebtes Motiv. Er ziert das Umweltsiegel des Nordischen Ministerrats und ist zudem das Symbol auf der finnischen 1-Euro Münze. Wie die meisten Schwäne ist auch der Singschwan ein Zugvogel und fliegt über den Winter in wärmere Gebiete. Durch seine Wiederkehr im Frühling ist er für die Finnen zudem ein Symbol für Licht und neuen Anfang geworden. Doch auch Anmut und ewige Liebe werden mit ihm verbunden.

Der Braunbär ist das Nationaltier Finnlands und auch seine Geschichte reicht weit zurück. Bereits bei den finno-ugrischen Völkern war der Bär ein gefürchtetes aber auch verehrtes Totemtier. Dies änderte sich auch nicht im Kalevala. Dort steht geschrieben, dass es verboten ist das Wort „Bär“ in den Mund zunehmen und lieber Umschreibungen wie „König des Waldes“ verwendet werden sollen. Auch Besänftigungs- und Opferrituale wurden früher zu Ehren des Bären abgehalten. Neben dem Nationalepos kommt das Säugetier auch in etlichen finnischen Märchen vor. Dabei wird er immer als gutmütig und weise dargestellt. Heutzutage streift der Braunbär wieder durch die finnischen Wälder, nachdem er sehr bedroht war. Man geht davon aus, dass der aktuelle Bestand ungefähr 1.500 Tiere umfasst. Und auch die ehrfürchtige Bedeutung des größten fleischfressenden Säugetiers Europas für die Finninnen und Finnen hat nicht nachgelassen. Neben 200 verschiedenen finnischen Wörtern für Bär, ist die Wahl zum Nationaltier wohl der beste Beweis.

Das Ren oder auch Rentier ist zwar kein Nationaltier Finnlands – das macht es aber nicht weniger wichtig für das Land der tausend Seen. Gerade für Finnisch-Lappland, den nördlichen Teil des Landes, ist das Rentier das Symbol und Aushängeschild schlechthin. Und das aus gutem Grund. Es leben nicht nur mehr Rentiere als Menschen dort; die Rentierzucht generell weist eine lange Tradition auf. In dem dünn besiedelten Teil des Landes mit langen, kalten und dunklen Wintern bietet diese Hirschart seit jeher alles überlebenswichtige für den Menschen. Um es mit den Worten eines finnischen Rentierzüchters zu sagen: „Rentiere sind alles für mich. Sie ernähren mich. Sie halten mich warm. Sie bringen mich überall hin.“ Man sollte einen Rentierzüchter übrigens nicht nach seinem Bestand an Rentieren fragen. Das ähnelt hier der Frage nach dem Kontostand.
Die Instrumente auf dem Plakat sind natürlich auch kein Zufall. Doch dazu mehr in einem weiteren Blogbeitrag.
(Text: Lars Bührmann)