Man könnte sagen, dass alles mit Waterloo seinen Anfang nahm. Als eine bis dahin noch ziemlich unbekannte schwedische Band im April 1974 den ESC im englischen Brighton gewann, hätten wohl nur wenige vermutet, dass darauf noch viele weitere Podestplatzierungen für Schweden folgen sollten. Heute gehört diese Musiknation gemeinsam mit den anderen Ländern Skandinaviens Jahr für Jahr zu den Favoriten auf den Sieg und ist nach Irland das zweiterfolgreichste Land in der Geschichte des Wettbewerbs.
Neben ABBA dürfte auch noch der letzte schwedische ESC-Sieger Måns Zelmerlöw mit Heroes einigen Leuten im Gedächtnis geblieben sein. Zwischen diesen beiden liegt aber eine ganze Reihe anderer Podestplatzierungen.
Schwedens Anfänge beim ESC kann man als durchaus bescheiden bezeichnen. Bis zum Erfolg von Waterloo konnte Schweden gerade einmal einen zweiten Platz 1966 mit Lill Lindfors und Svante Thuresson mit dem jazzigen Song Nygammal Vals eller Hip Man Svinaherde (Neualter Walzer oder ein hipper Schweinehirte) aufweisen. Ansonsten waren die schwedischen Beiträge eher im Mittelfeld zu finden.
Wie so oft ist aber gerade der erste Sieg, der schwierigste. Nach dem Erfolg von ABBA gab es auch eine Reihe von hinteren Plätzen, aber seit 1974 eben auch fünf weitere Siege sowie sechs dritte Plätze. Durch die Regeln des ESC‘s, die mit einer Ausnahme zwischen 1973 und 1976 bis zum Jahr 1999 die Verwendung der Landessprache für teilnehmende Titel vorschrieben, stellt Schwedisch auch eine der erfolgreicheren Sprachen der ESC-Geschichte neben Englisch und Französisch dar. So gelangen zwei Siege und vier dritte Plätze mit Liedern in schwedischer Sprache. Der erste schwedischsprachige Erfolg stellte sich mit den Herreys und ihrem Lied Digge loo digge ley ein. 1991 folgte dann Carola Häggkvist mit Fångad av en stormvind (Gefangen von einem Sturmwind).
Vor ihrem ESC-Sieg 1991 war Carola auch schon für einendritten Platz verantwortlich. Im Jahr 1983 konnte sie mit dem Titel Främling (Fremder) Bronze gewinnen. Zu den anderen Bronzegewinnern gehören Kikki Danielsson (Bra vibrationer, 1985; Gute Vibrationen), Jan Johansen (Se på mig, 1995; Sieh mich an) und One More Time (Den vilda, 1996; Die Wilde).
Typisch für die ESC-Geschichte Schwedens sind aber auch die längeren Durststrecken. Während Erfolgserlebnisse oft dicht beieinander liegen, so sind die Abstände zwischen diesen Episoden oft größer und die Ergebnisse dazwischen oftmals deutlich schlechter. Sofern ein Beitrag nicht unter den besten Fünf landet, findet man ihn meistens am Ende der Ergebnisliste.
Trotzdem ist die Begeisterung für den ESC in Schweden deutlich höher und im Gegensatz zu Deutschland auch durch Rückschläge ungebrochen. Das mag an den vielen Erfolgen in den letzten Dekaden liegen, aber vielleicht auch am Vorentscheid. Anders als in vielen anderen Teilnehmerländern gibt es einen echten Vorentscheidungswettbewerb, der bestimmt, wer Schweden beim ESC vertreten darf, doch dazu ein anderes Mal mehr.
Auch Greifswald hat dank des Nordischen Klangs eine Verbindung zur schwedischen ESC-Geschichte. 2008 kam der echte Svante Thuresson zusammen mit der Sängerin Viktoria Tolstoy und dem Claes Crona Trio und gab eine Show mit herrlichen Jazzduetten.
(Text: Sven Zander)